Internationale akzeptierte Bildungsstandards sind ein verlässlicher Qualitätsnachweis für die Personalverantwortlichen.

14.08.2014 06:22

ECo-C Redaktion: Hr. Präsident Ruck, Für erfolgreiche Unternehmen ist die Qualifikation Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein wichtiger Faktor um im nationalen und internationalen Wettbewerb erfolgreich zu sein. Die Wiener Wirtschaft wird vor allem in Bereichen wachsen, in denen gut qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer benötigt werden.

Wie schätzen Sie die derzeitige Situation am Wiener Arbeitsmarkt ein?

DI Walter Ruck: Die Situation ist schwierig und leider steigt die Arbeitslosigkeit kontinuierlich. Das einzig sinnvolle Mittel zur Ankurbelung des Arbeitsmarktes ist eine wirtschaftspolitische Entlastung der Betriebe. Denn nur Unternehmen schaffen Wachstum und Jobs, nicht die Politik. Zusätzlich haben wir es in Wien nicht nur mit einem Bevölkerungswachstum, sondern auch mit einem starken Migrationsverhalten zu tun. 40.000 Menschen kommen derzeit jedes Jahr neu nach Wien, während 30.000 zum Teil hochqualifizierte Arbeitskräfte und Know-how-Träger wegziehen. Das ist eine Herausforderung für die Wiener Betriebe.

Lehrlinge sind die Facharbeiterinnen und Facharbeiter der Zukunft. Die Zahl der Lehranfänger in Unternehmen schrumpft kontinuierlich. Betriebe beklagen, das immer schlechter werdende Bildungsniveau und das Fehlen an sozialer Kompetenz der Lehranfänger. Was ist zu tun?

DI Walter Ruck:
Immer öfter teilen uns Unternehmen mit, dass es schwieriger wird, qualifizierte Facharbeiter zu finden. Umso wichtiger ist es, dass wir die Ausbildung in den Betrieben, die mittlerweile in Europa als Erfolgsmodell gegen Jugendarbeitslosigkeit gilt, forcieren und stärken. Leider ist der Ruf der Lehre in der Bevölkerung kein besonders guter – völlig zu Unrecht, bietet sie doch beste Karrieremöglichkeiten und ist auch höchst anspruchsvoll. Aus Studien wissen wir, dass Lehrabsolventen bessere Einstiegschancen haben als AHS-Absolventen. Unser Ziel muss daher sein, die Lehre für junge Mädchen und Burschen attraktiver zu machen. Zum Beispiel durch eine verbesserte, praxisnähere Berufsorientierung in der Schule, durch den Ausbau des Modells „Lehre mit Matura“, durch die Aufwertung des Meisters zum Bachelor Professional oder durch mehr Gerechtigkeit bei den Ausbildungskosten. Während die Kosten für Meisterprüfungen selbst zu tragen sind, kommt die Öffentlichkeit für den Großteil der Kosten eines Studiums auf.

Internationale Bildungsstandards wie z.B.: ECo-C - Europäisches Kommunikationszertifikat, Unternehmerführerschein oder ECDL sind bereits selbstverständlich. Welchen Vorteil sehen Sie aus Sicht der Wirtschaft?

DI Walter Ruck: Mitarbeiter sind das größte Kapital von Unternehmen. Wenn diese gut ausgebildet sind und sich laufend weiterbilden, profitiert das Unternehmen davon. Know-how- und Qualitätssicherung sind im betrieblichen Alltag mittlerweile zur Selbstverständlichkeit geworden, um am Markt zu bestehen. Internationale akzeptierte Bildungsstandards sind ein verlässlicher Qualitätsnachweis für die Personalverantwortlichen. So kann man sicher sein, dass die angeeigneten Kompetenzen nach transparenten Lernzielvorgaben vermittelt und getestet wurden.

Zur Person
Dipl. Ing. Walter Ruck: Im Juni 2014 wurde Bauunternehmer DI Walter Ruck vom Wiener Wirtschaftsparlament zum Präsidenten der Wirtschaftskammer Wien gewählt. Der 51-jährige Wiener Bauunternehmer war zuvor bereits als Innungsmeister Bau und vier Jahre lang als Spartenobmann Gewerbe & Handwerk als einer der Spitzenfunktionäre der WK Wien tätig. Walter Ruck ist ebenfalls Obmann des Wiener Wirtschaftsbundes.

Geboren am 6. August 1963 in Wien, studierte Walter Ruck nach der Matura an der Technischen Universität Wien und legte daneben 1989 die Baumeisterprüfung ab. 1991 stieg er in die Geschäftsführung des von seinem Vater 1977 gegründeten Bau-Unternehmens W. Ruck GmbH ein, seit 2004 ist er alleiniger Geschäftsführer. Die Firma ist nicht nur spezialisiert auf die Restaurierung denkmalgeschützter Fassaden, sondern legt auch besonderes Augenmerk auf die Ausbildung junger Mitarbeiter. Dazu ist Walter Ruck auch als gerichtlich beeideter Sachverständiger und Vizepräsident des Normungsinstituts tätig.

Als Präsident der Wirtschaftskammer Wien steht er der gesetzlichen Interessensvertretung aller Wiener Unternehmen vor. Sie repräsentiert Ein-Personen-Unternehmen und kleine Handwerksbetriebe ebenso wie Industrie und Banken und zählt insgesamt 130.000 Mitglieder. Im Mittelpunkt der Aufgaben der Wirtschaftskammer Wien steht die aktive Mitgestaltung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Dies wird durch Interessenvertretung, Beratungs-, Service-, Informations- und Ausbildungsleistungen für die Unternehmer sowie durch die weltweite Präsenz in den Österreichischen Außenhandelsstellen erreicht.

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